12. Okt. 2006
Ein alter Priester erzählt rückblickend von seiner lebenslangen Schuld, nachdem er als junger Geistlicher eine Frau verraten hat – ein eindringliches Monologstück über Sünde, Reue und das Ringen um Vergebung.
DIE BEICHTE
von Felix Mitterer
Oktober 2006
Zum Stück:
Nicht Täter oder Opfer, nicht die Suche nach einem Schuldigen, keine Schwarz-weiß-Malerei. Es geht um den Menschen in all seiner Verletzlichkeit und der Sehnsucht nach Liebe. Doch die Grenze zwischen Liebe und Hass ist hauchdünn. Jeder unserer kleinsten und unwichtigsten Gedanken, Worte und Taten haben alle Konsequenzen im gesamten Universum. Wirf einen Stein in einen Teich – er lässt Bewegungen über die ganze Oberfläche des Wassers wandern. Die Kreise verschmelzen ineinander und erzeugen neue. Alles ist unauflösbar ineinander verwoben.
Daher: kein Naturalismus einer Beichtstuhlsituation, sondern ein Opfertisch.
Die Schauspieler sind androgyne „Menschenkörper“, die ihre Geschichte immer wieder an den anderen weitergeben. Alle Personen sind vollkommen gleichwertig. Es geht nicht um Beruf oder Stand. Es ist nicht wichtig ob Pfarrer oder Lehrer, ob Vater oder Bruder, Mann oder Frau. Es geht um die Behauptung wie drei „Menschenkörper“ funktionieren. Die Kirche ist nur der Aufhänger.
Es ist für mich wichtig, statt auswendig Gelerntes aufzusagen – inwendig Gespürtes zu leben; statt großkotzig und überheblich herunterzuschauen – aufzustehen, weiterzugehen und zu transportieren.
Markus Plattner
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ARTIKEL KRONENZEITUNG (14.Otkober 2006)
DIE HÖLLE EINER SEELENQUAL
Standing Ovations für „Die Beichte“ von Felix Mitterer in Vomp.
Die Premiere von Mitterers „Die Beichte“ … in Vomp wird zum atemberaubenden Psycho-Thriller. …. Markus PLATTNER schaut in die Seelen der Figuren. …..Dabei scheut er vor Gewalt nicht zurück. PLATTNER schafft aber das Meisterstück, Gewalt – physisch und psychisch – sichtbar und für jeden im Publikum spürbar zu machen, ohne sie konkret auf der Bühne anzuwenden.
Seine schlüssige Interpretation wird von den drei Schauspielern perfekt und voller Intensität umgesetzt. Obwohl erst 14 Jahre alt, agiert Juliane HARING mit großer Feinsinnigkeit. Allen Schattierungen der Figur des Priesters wird Reinhard FORCHER gerecht. ……. Die Authentizität wird erhöht durch das Bühnenbild (Christian GREIDERER) und die Kostüme (Silvia FRITZ). Lichtdesign (Ralf WAPPLER) und Musik (Mike MOLL) erhöhen die atmosphärische Dichte. Eine kleine Bühne zeigt großes Theater!
TIROLER TAGESZEITUNG (14.Oktober 2006)
ANKLAGENDE BEICHTE
Ein aufwühlender Theaterabend in Vomp …
Regisseur Markus PLATTNER bringt das vielschichtige Seelendrama sehr direkt, nahezu brutal, auf die Bühne. Die leisen Töne gehen trotz eines beeindruckenden Bühnenbildes (Christian GREIDERER), dem stimmungsvollen Lichtdesign (Ralf WAPPLER) und dem hervorragenden Sounddesign (Mike MOLL) nahezu unter…Hervorragend Reinhard FORCHER in der Rolle des Paters Eberhart. Er changiert zwischen dem Schmeichler und dem sich selbst geißelnden Sünder. Juliane HARING zeigt das Kind in all seiner Verletzlichkeit. Das Publikum war betroffen und begeistert.
DARSTELLENDES SPIEL (Oktober 2006)
Dr. Ekkehard SCHÖNWIESE
DIE BEICHTE NEU ENTDECKT
… Was ich in der Aufführung gesehen habe, war alles andere als realistisch. Da ging es nicht um den äußeren Fall einer Kindesmisshandlung… Ja, es ging nicht einmal um die Analyse des Umstandes, dass ein Opfer sexuellen Missbrauchs später selbst zum Täter wird. …. Es gibt dann auch keine Versöhnung am Ende sondern eine Zerfleischung. Anstelle über Täter zu richten, Mitleid über Opfer zu verbreiten und Moral zu predigen, ist das Bühnenstück in der Inszenierung von Markus PLATTNER ein einziger Schrei nach Liebe. Der Missbrauch ist kein Fall der Homosexualität, sondern die Vergewaltigung der Seele durch Hass aus Triebhaftigkeit. Die Figuren sind Aspekte in einer Person. Der Schauplatz ist kein Beichtstuhl, sondern das schwierige Gelände zwischen Kopf und Bauch. ……..