6. Apr. 2007
Ein Ehemann plant den perfekten Mord an seiner Frau, um an ihr Geld zu kommen, doch der Plan schlägt fehl – ein spannender Thriller voller Intrigen, Täuschung und unerwarteter Wendungen.
Bei Anruf Mord
Alfred Hitchcock
Als ich gemeinsam mit dem Vorstand den Stückplan für das Jahr 2007 aufstellte, war allen klar, dass wir unbedingt die so genannte „Linie“ des Lendbräukellers weiterführen wollen, ( Abwechslung, anspruchsvolles Theater, Alternativität) andererseits hatte ich schon lange den Wunsch, einen Krimi über die Bühne gehen zu lassen. Da das Eine das Andere aber durchaus nicht ausschließt, habe ich mich für „Bei Anruf Mord“ ausgesprochen, und der Vorstand hat sich auch einstimmig dafür entschieden. Ich hatte den Gedanken, vom „Großmeister“ des Krimis abzuschauen, wobei ich mich nicht mit Hitchcock messen, sondern mich sozusagen „an ihm versuchen“ wollte. Wichtig ist meiner Meinung nach, gerade bei diesem Stück, das einfach so komplex ist, dass ich nicht einfach Striche machen konnte, wie ich wollte, dass viel Augenmerk auf die psychologische Komponente gelegt wird. Deshalb nenne ich das Stück eigentlich insgeheim eher eine Art „Psychothriller“ als einen Krimi. Im übrigen war mir von Vornherein klar, dass es eine meisterhafte Verfilmung von „Bei Anruf Mord“ gibt, wobei ich selbst erstaunt war, als ich erfuhr, dass dem Film eigentlich ein Bühnenstück zugrunde liegt und nicht, wie man oft denken mag, das Stück vom Film abgeleitet ist. Nur ist der Film verbreiteter, da bekanntermaßen mehr Leute fernsehen als ins Theater gehen.
Nur gab es noch ein kleines Problem: Das Genre des Krimis ist meiner Meinung nach ziemlich klischeebesetzt. Es wirkt oftmals profan und wird meist, wenn ein Krimi im Fernsehen läuft, in die Sparte „Unterhaltung“ eingegliedert. Anders formuliert kann man sich einen Krimi ansehen, wenn man sonst nichts Besseres zu tun hat, als Ablenkung, als Psychologisches „Junk Food“, als leicht konsumierbare „Unterhaltung“ eben. Ich will aber gerade bei diesem psychologischen Konglomerat die Sprache der Seele auf der Bühne sichtbar machen. Ich will den vielen Interpretationen von „Bei Anruf Mord“ eine hinzufügen, die meine persönliche Handschrift trägt und doch für sich selbst spricht, die unsere Theatermentalität verkörpert und doch das Wesen der Gattung Krimi beibehält. Es darf und soll mitgezittert werden, es kommen Täuschungen vor, Spannung, Ungereimtheiten, und hie und da ein komödienhaftes Element. Hitchcock in Reinkultur, das wollte ich machen und hoffe, es ist mir gelungen.
Danke
„meinen“ Schauspielern Anja, Siegi, Michel, Flo und Tom, von denen keiner zum ersten Mal bei uns auf der Bühne steht, die unserem Theater sozusagen schon lange die Treue halten und ohne die es kein Stück gäbe. Weiters den Technikern Ralf, Babsi, Daniel und Mike für Licht und Ton, sowie Andi für die Arbeit an der Kasse und hinter der Bar, meiner liebsten Silvia, die die Kostüme geschneidert hat und last but not least unserer Theaterseele Fritz Bachmann, ohne den wir ein lecker Kahn im Meer der Theaterszene wären. Genau genommen wären wir das ohne jeden Einzelnen, Schauspieler, Techniker, Helfer, anderweitig Unterstützenden, das Publikum eingeschlossen, ohne das wir eine Bühne ohne Zuschauer wären.
Das heißt ohne unsere Freunde gibt es auch das alles nicht.
Wir sind Ureinwohner dieser Bühnenlandschaft. Wir sind das Theater, wir sind die Kultur.
Markus Plattner
Todesfalle Lendbräukeller
Schwaz Spannung pur
„Bei Anruf Mord“, Theater im Lendbräukeller – Der Thriller „Dial M for Murder“ von Frederick Knott wurde 1954, gedreht von Alfred Hitchcock, eine Sensation. Gerade einmal einen Monat lang brauchte es zur Entstehung des Filmes. Der Aufwand war minimal, der Schauplatz auf eine einzige Dekoration begrenzt. Der Bühnenkrimi wurde nun auf der Kellerbühne „Theater im Lendbräukeller“ in Schwaz von Markus Plattner in Szene gesetzt, spannend, beklemmend, außerberufliches, städtisches Theater, das sich sehen lassen kann, vor allem, weil sich da eine exzellente Crew hat finden lassen.
Ex-Tennisspieler Tony (Sieghard Larl) hat Shila (Anja Pölzl) vor allem wegen ihres Geldes geheiratet. Als sie sich in den Schriftsteller Max (Michel Heil) verliebt, hat Tony Angst davor, seinen Wohlstand aufgeben zu müssen. Er schmiedet Pläne und entschließt sich letztlich, Sheila umbringen zu lassen. Als Killer sucht er sich seinen Schulfreund Lesgate (Florian Adamski) aus, den er genügend in der Hand zu haben meint. Er lässt ihn das ausreichend spüren und kann ihn damit für den perfekten Mord auf Anruf gewinnen, der so ablaufen soll: Toni verbringt den Abend mit Mark in einem Restaurant. Sheila ist alleine zu Hause. Sie geht ins Bett, Lesgate schleicht in die Wohnung und versteckt sich in der Nähe des Telefons. Ein Anruf von Tony treibt Sheila dem Killer in die Arme. Da geschieht ein kleines Missgeschick.
Sheila kann, schon fast erdrosselt, nach einer Schere greifen, wehrt sich und ersticht ihren Mörder.
Tony muss umdenken, damit er nicht wegen Anstiftung zum Mord überführt wird. er scheut nicht davor zurück, das Verhalten von Sheila so dubios erscheinen zu lassen, dass sie in den Verdacht gerät, einen Mord begangen zu haben. Ein findiger Inspektor (Tom Halder) sorgt dafür, dass am Ende Recht und Wahrheit über Lügen und Verbrechen siegen. Die Produktion wäre höchst geeignet, als Musterbeispiel der Tiroler Kleinbühnenszene herum gereicht zu werden.
Kritik: Darstellendes Spiel 1/2007
Hitchcock lässt grüßen: Blut im Lendbräukeller
In Schwaz wiederholt sich ein Mord, mit dem Alfred Hitchcock 1954 (und auch später) Millionen in die Kinos und vor di TV-Schirme lockte.
Schwaz. Markus Plattner, zwischen Telfs, Elbingalp und Schwaz pendelnder Regisseur und Schauspieler, sorgt im Schwazer Lendbräukeller für Krimi-Stimmung. Das Stück „bei Anruf Mord“ von Frederick Knott diente 1954 Alfred Hitchcock als Vorlage für den gleichnamigen Film mit Grace Kelly. „Ich wollte mich nicht mit Hitchcock messen, sondern mich sozusagen an ihm versuchen“, erklärt Plattner die Wahl des Stückes. In diesem geht es um einen Mord, wobei die ursprünglich als Mordopfer ausersehene Sheila Wendice (Anja Pölzl) den von ihrem Mann Toni (Sieghard Larl) gedungenen Killer Lasgate (Florian Adamski) in Notwehr ersticht. Nach einigen verblüffenden Wendungen platzt das von Toni Wendice geschmiedete Komplott.
Die Intimität des Lendbräukellers bringt es mit sich, dass die Zuschauer hautnah ins spannungsgeladene Geschehen eingebunden sind. Plattner versteht es, der vom Film her allgemein bekannten Handlung so viel Dramaturgie einzuhauchen, dass trotz des Wissens um den Ausgang jeder bis zur finalen Aufklärung mitfiebert.
Die Licht- und Toneffekte sind weitere Elemente, die Spannung aufbauen bzw. ohne Spannungsverlust zur nächsten Szene überleiten.
Anja Pölzl zeichnet grandios die Sheila Wendice. Für die Schlüsselszene, also den Kampf zwischen ihr und Lasgate, taucht Plattner die gespenstische Szene in (blut-)rotes Licht und sorgt mit dem zeitlupenartigen Ablauf der Gewaltszene für zusätzliche Dramatik. Sieghard Larl mimt glaubhaft den eiskalten Bösewicht. Michel Heil als Max Halliday, Florian Adamski sowie Tom Halder als Columbo-verwandter Inspektor Hubbard erbringen ebenfalls tadellose Leistungen.
Kritik: von Peter Hörhager
Mord(s)geschichte im Schwazer Keller
Im Lendbräukeller wurde schon alles Mögliche gespielt. Beim derzeitigen Stück fließt erstmals (Theater-) Blut.
Schwaz. Regisseur Markus Plattner hat mit seinem Ensemble (Anja Pölzl, Sieghard Larl, Michel Heil, Florian Adamski, Tom Halder) für die Bühne im Lendbräukeller den Krimi-Klassiker „Bei Anruf Mord“ einstudiert. Auch die Schwazer Kulturchefin Birgit Oberhollenzer-Praschberger zitterte beim Besuch mit Ehemann Peter bis zur Lösung des Falles mit. Anschließend ging`s allerdings hoch her, sogar das Tanzbein wurde – nach etlichen Gläsern Sekt – auf der Bühne geschwungen.
Kritik: Tiroler Tageszeitung 20. April 2007
Plattners Hitchcock-Spannung
„Bei Anruf Mord“ im Lendbräukeller in Schwaz
Die wenigsten Besucher des Theaters im Lendbräukeller werden Alfred Hitchcocks Film „Bei Anruf Mord“ aus dem Jahr 1954 kennen, nach einem Broadway-Erfolg von Frederick Knott. Markus Plattner hat es gereizt, einmal einen „klassischen“ Psychothriller zu inszenieren und man kann ihm und seinem Team zum Ergebnis gratulieren. Allerdings kam Hitchcock mit 101 Minuten aus, bei Plattner sind`s auf harten Stühlen gut zweieinhalb Stunden, plus langer Pause. Der raffiniert gebaute Krimi lebt von den Dialogen, die Anja Pölzl (souverän in schwieriger Rolle), Sieghard Larl (der Obmann der Sendersbühne Grinzens diesmal dämonisch, im „Forte“ allerdings schlecht textverständlich), Michel Heil (verlässlich wie immer), Kabarettist Florian Adamski (erinnert an Klaus Kinski) und Tom Halder (als Inspektor seine bisher beste Leistung) spannungssteigernd servieren, unterstützt von Mike Molls Thrill-Musik. Plattner hatte dazu den Ehrgeiz, die längste und realistischste Erwürgungsszene aller Zeiten zu schaffen…
Kritik: von Friedel Berger
Regie: Markus Plattner
Schauspieler:
Sheila Wendice Anja Pölzl
Toni Wendice Sieghard Larl
Max Halliday Michel Heil
Capitan Lasgate Florian Adamski
Inspektor Hubbard Tom Halder