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"Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos" von Werner Schwab

11. Jän. 2002

„Wenn man trinkt, dann müsste man sich wenigstens eine Schönheit einbilden können … es ist nicht gelungen“

DIE VOLKSVERNICHTUNG oder MEINE LEBER IST SINNLOS

von Werner SCHWAB

Jänner 2002


Theater im Lendbräukeller - „Beiläufig“


Rollen:

Gertraud LAMPRECHT (Frau Wurm), Thomas HALDER (Hermann), Stefan HELLBERT (Herr Kovacic), Melanie HOLAUS (Desiree Kovacic), Simone PISCHL (Bianca Kovacic), Verena SCHOPPER (Schweindi Kovacic), Doris PLÖRER (Frau Grollfeuer), Susanne SCHARTNER (Frau Kovacic)

Regie: Markus PLATTNER



Ein scharfkantiges Knochengerüst über Mordlust, Gier und zu alledem noch ein mit dumpfem Groll hin gewütetes Autobiographiespiel! Der Inhalt ist sekundär. Das Mittel ist der Zweck. „Zuerst kommt alle Sprache, dann der Alkohol und zum Schluss der Mensch“, meinte Werner Schwab anlässlich der Uraufführung 1991 in den Münchner Kammerspielen. Alles nicht weit hergeholt – das Denken, das Verhalten und nicht zuletzt das Saufen der Schwab-Figuren. Nur etwas komprimierter eben. Schriller und härter als sonst. Aber nichts anderes. Schwab lässt schnell sprechen, saufen und sterben – alle anderen eben langsamer. Schön aufgeteilt auf ihr langes Leben. Und zum Schluss bleibt nur noch eins: Irgendetwas war immer umsonst – bei vielen eben die Leber.

Markus PLATTNER



„wenn man trinkt, dann müsste man sich wenigstens eine Schönheit einbilden können … es ist nicht gelungen“




TIROLER TAGESZEITUNG (15. Jan. 2002)


FAMILIÄRE HÖLLENFAHRT


... Grell und rasant zeichnet PLATTNER in der "Volksvernichtung" einen Mikrokosmos menschlichen Treibens - gleichsam eine Orgie alltäglicher Wünsche und Sehnsüchte, Hoffnungen und Enttäuschungen.

Klar und kantig fokusiert diese Inszenierung das pralle Leben auf ihre Grundfesten: Fressen, Saufen, Sex, ... Der junge Regisseur kann dabei auf die passable Gesamtleistung seines Ensembles und der hervorragenden Auftritte einzelner Akteure vertrauen. Doris PLÖRER spielt die machtbesessene Witwe kälter als Eis je sein könnte und rührt letztlich ans Herz, wenn sie hinter der Larve die Zerbrechlichkeit dieser Figur vorblitzen lässt. Stefan HELLBERT überzeugt als polternder Familientyrann, Susanne SCHARTNER als besänftigende Ehefrau. Gertraud LAMPRECHT macht den Mutterhass so glaubhaft wie anrührend Thomas HALDER als behinderter Sohn ist. Simone PISCHL, Verena SCHOPPER und Melanie HOLLAUS sind herzerfrischend schrille Gören.




BRENNPUNKT (17. Jän. 2002)


VOLKSVERWURSTUNG


... Regisseur Markus PLATTNER gelingt es herrlich, Schwabs Kunstfiguren samt ihrer künstlichen Sprech-Suada mit prallem, scharf konturiertem Leben zu erfüllen ... Die sieben Darsteller sind umwerfend gut und genau; die stärksten Schwab-Figuren stellen Gertraud LAMPRECHT als Frau Wurm und Thomas HALDER als scheußlich malender Krüppel-Sohn auf die Lendbräu-Kellerbühne. Für alle im Stück ein "Scheiß-Tag", für sich darauf einlassende Zuschauer ein wahrlich vergnüglicher Abend!



DARSTELLENDES SPIEL (Jan. 2002)

HINRICHTUNG UND VOLKSVERNICHTUNG


... eindringlich geriet das erst so bitterböse zynische Stück über eine Zinshausgesellschaft allmählich zu einem leisen philosophischen Traktat über Faschismus, Existenzängste und über den Zustand des Sozialabbaustaates, der nur besoffen erträglich scheint. Da wird Theater zum Zwangsrausch, zur hinaus gebrüllten leisen Hoffnung, dass die Leber durchhält ... Es regte und wühlte auf und hat mitgerissen ...





Kritiken zum Träumen, Publikum begeistert. (Darstellendes Spiel 02. 2002)

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