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"Sehnland" von Markus Plattner

12. Mai 2000

Es ist der Kampf der Geschlechter, den Markus Plattner in „Sehnland“ mit jungen Mimen der Schauspielschule Innsbruck als deftige Tragikkomödie vorführt.

SEHNLAND

Markus Plattner

Uraufführung

13. Mai 2000




Wüste zwischen Mann und Frau


„Sehnland“ von Markus Plattner im Schwazer Theater im Lendbräukeller uraufgeführt



Es ist der Kampf der Geschlechter, den Markus Plattner in „Sehnland“ mit jungen Mimen der Schauspielschule Innsbruck als deftige Tragikkomödie vorführt.


Schwaz. Die Lust ist längst zur Triebfeder in der eigenen Einsamkeit geworden. Und die Spannung einst knisternder Erotik ist zur verbitterten Gewohnheit verkommen. Erwin, der Staplerfahrer, und Christa, seine Angetraute: Die beiden Protagonisten sezieren die Wüstenei ihrer tristen Beziehungsgeschichte. Wenn die kleine nette Frau eine Aufmüpfigkeit darstellt, kann sie sich schleichen. Was Erwin als Anlage seiner Christa vorhält, ist nichts anderes als eine Definition der eigenen männlichen Beschränktheit und Ohnmacht.

Mit der Beziehungsöde handelt Markus Plattner, der sein Stück im Schwazer Theater im Lendbräukeller auch selbst inszenierte, zwar ein wohlbekanntes Thema ab. Trotz seiner erst 23 Jahre tut es Markus Plattner mit einer Sicherheit und Überzeugungskraft, die fragen lässt: Woher nimmt der junge Autor, Regisseur und Schauspieler bloß diesen Erfahrungsschatz? Sprachlich bedient er sich einer Kunst- (aber nicht gekünstelten) Sprache, die an Franz Xaver Kroetz erinnert. Die Intensität des Widerstreits der Geschlechter lässt an Ödön von Horvaths Charaktere denken.

„Sehnland“ ist das radikale Panoptikum unerfüllter Wünsche, noch aufrechter Träume und der ewigen Sehnsucht nach ein wenig Glück. Männer sind in diesem Zerrbild Machos voller Obsessionen zwischen seelenlosem Sex und Motoren. Tatsächlich ist dieses Poltern bloß hilfloser Rundumschlag von Schwächlingen. Dem jungen Mimen Oliver Haller in der Hauptrolle des Erwin gelingt dieser Typus so überzeugend als hätte er bereits längere Bühnenerfahrung.

In „Sehnland“ begegnen die Frauen als unglückliche Dulderinnnen. Oder als jene, die sich dem Trugbild hingeben, sich von den männlichen Fesseln gelöst zu haben: Simone Pischl ist in diesem Part der Kontrast zu Dunja Bernatzky.

Als Christa ist Dunja Bernatzky in ihrem Versuch, aus dem Beziehungsgefängnis auszubrechen, voller glaubhafter Zerbrechlichkeit. Ihre Verzweiflung und letztendlich das Scheitern sind so anrührend, dass sie an eine erfolgreiche Zukunft der Schauspielschülerin glauben lassen.


Tiroler Tageszeitung, 18. Mai 2000







Regie: Markus Plattner

Regieassistenz: Verena Schopper

Schauspieler: Oliver Haller, Dunja Bernatzky, Simone Pischl, Christian Steinlechner, Michael Klemenc, Michel Heil, Sabine Brlozanovic, Conny Winkler, Anja Pölzl, Harald Haller, Verena Schopper

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