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"Die sieben Totsünden" von Franz Kranewitter

16. Aug. 2001

Auch bei den sieben Todsünden ist das Prinzip des „Warum und Weshalb“ so wie bei so manch anderen „Gesetzen“ klar ersichtlich: Macht, Unterdrückung und das „in Schach halten des gemeinen Volkes“. Also eine gesellschaftspolitische Idee der katholischen Kirche mit dem Vorwand des Glaubens. Um Rechtfertigungen für Verfolgung, Folterei und Morde zu finden.

DIE 7 TODSÜNDEN

von Franz KRANEWITTER


Theater „Beiläufig“, Schwaz / Freilichtspiele



DER GIGGL (Hoffart) / DIE EAV (Wollust) / DER SEASTALLER (Zorn) / DER GAFFLEINER (Neid) / DER JOCH (Trunksucht) / DER NAZ (Geiz) / DER MED (Trägheit) / TOTENTANZ


Bühnenbild: Karl-Heinz STECK

Lichtdesign: Ralf WAPLER

Sounddesign: Mike MOLL

Kostüme: Nina KLOCKER

Maske: DIE MASKE München

Regie: Markus PLATTNER



DIE TODSÜNDEN

Zorn, Neid, Geiz, Maßlosigkeit, Unkeuschheit, Hochmut, Trägheit: Mich interessiert der Mythos, die Tradition, die Direktheit, der Widerspruch, die Besessenheit, die Ausweglosigkeit, das Thema: Das Jäh im (Jäh-)Zorn, das Zerfressende im Neid, das Verbissene im Geiz, das Nichtstillbare in der Maßlosigkeit, der Drang der U Unkeuschheit, der Größenwahn im Hochmut, und das Nichts in der Trägheit – es sind Süchte, tief verwurzelt von Anfang an im Blut. Es gibt keine Heilung, sondern Unterdrückung – es folgt der Ausbruch – und dann der Tod: Todsünde! Was bleibt ist der Mythos.


DER WIDERSPRUCH

Auch bei den sieben Todsünden ist das Prinzip des „Warum und Weshalb“ so wie bei so manch anderen „Gesetzen“ klar ersichtlich: Macht, Unterdrückung und das „in Schach halten des gemeinen Volkes“. Also eine gesellschaftspolitische Idee der katholischen Kirche mit dem Vorwand des Glaubens. Um Rechtfertigungen für Verfolgung, Folterei und Morde zu finden. Nach dem Prinzip: Wer richtig spürt und fühlt, kommt in den Himmel, jeder andere in die Hölle: Die sich immer wieder wiederholende Geschichte von Ängsten und Tugenden, von Gut und Böse. Die sieben Todsünden. Uneinhaltbar und widersprüchlich zugleich: Der Zorn im Geiz, der Neid in der Maßlosigkeit, der Hochmut in der Unkeuschheit und selbst der Versuch „rein“ zu bleiben, endet schließlich in der Trägheit. Ein ausgeklügeltes System also, und ein Problem für alle, deren Leben sich danach richtet. Unser Leben hat andere Gesetzte und somit scheitert jede Idee eines sozialkritischen Regiekonzeptes schon im Ansatz – was bleibt ist der Mythos, und der ist zeitlos.


FRANZ KRANEWITTER

„Ein Tiroler Stückeschreiber aus der Provinz, patriotisch, kleinkariert, und vor allem schon längst tot! Blut und Boden eben, dazu noch ein Museumsstück, verstaubt und zugleich totgespielt. Keine Literatur, keine Kunst und nicht einmal eine Dokumentation!“ Das sind Ängste, die nicht zuletzt aus vergangenen und immer wiederkehrenden Inszenierungsversuchen resultieren, Ängste, die verständlich sind, und mit denen wir im Laufe der Arbeit mehrmals konfrontiert wurden. Unser Schwerpunkt, und unsere Motivation liegt jedoch nicht im Alten, Traditionell - Verstaubten sondern in der Transportation, im immer Wiederkehrenden, im Kern der Sache – schlicht – weg im Leben. Und das ist unsere Aufgabe.

Statt auswendig Gelerntes aufzusagen - inwendig Gespürtes leben.

Statt großkotzig und überheblich herunter zu schauen – aufstehen, weitergehen, transportieren.

Statt stehen bleiben und rückwärts reisen – stilisieren und polieren.

Spitzen nehmen und andere vergessen – als sei es eine Uraufführung


FREILICHTSPIELE SCHWAZ

Drittes Jahr, dritter Sommer – „Die sieben Todsünden“ von Franz Kranewitter – der Klassier der Klassiker, der im Vorfeld Meinungen spaltet. Die einen haben Angst vor Langeweile – weil so oft gesehen. Die anderen befürchten Unterhaltung – weil nix zum Lachen. Viele erwarten ein patriotisches Hymnenstück – weil mia Tiroler san. Und die Letzten interessiert das Theater schlichtweg nicht – „weil i hab ja an Fernseher.“ Zwei Worte dazu: trotzdem anschauen und für alle die sich weder zu den Einen, und zu den Anderen, noch weniger zu den Meisten, und schon gar nicht zu den Letzten gehörig fühlen zwei Worte: trotzdem spannend!



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